Erster Bericht

Weimar hilft in Mamallapuram

Kurze Berichte aus der Region Mamallapuram/Indien anläßlich der Evaluierungsreise von Weimar hilft! vom 9. bis 16. Februar 2005. Teilnehmer der Reise: Alexandra Janizewski, Thomas Dicks und Anselm Graubner. Diese Berichte sind vom 11.2. - 18.2. im Lokalteil der Thüringischen Landeszeitung erschienen. (Von Anselm Graubner)

11.2.2005: Die Küstenstraße führt von Chennai, das früher Madras hieß, in den Süden. Die Straße verläuft parallel zum Strand etwa ein Kilometer hinter der Küste. Immer wieder sehen wir kleine Siedlungen mit Wellblechhütten oder aufgespannten Plastikplanen. Nun, das sind die Slums in Indien, hätten wir vor sieben Wochen noch gedacht, so kennen wir es aus den Erzählungen. Jetzt sehen wir aber, dass diese Hütten neu sind, das Wellblech frisch lackiert und die Planen noch sauber. Hin und wieder sehen wir auch Igluzelte, wie sie bei Rucksacktouristen beliebt sind. “Die sind von Medico International” sagt unser Gastgeber, Pater John aus Mamallapuram. Die Aufnahmelager entstanden etwa einen Kilometer vom Strand entfernt immer da, wo man weiter östlich noch die Reste eines Fischerdorfes sehen kann.

Pastor John leitet eigentlich ein Kinderheim in Mahaballipuram, wie das 15-Tausend-Einwohner-Städtchen auch genannt wird. Dabei findet er seit drei Jahren finanzielle Unterstützung durch das Kinderhilfswerk OURCHILD aus Bad Sulza. Gemeinsam gab es Projekte, Unterstützung und persönliche Kontakte. Da lag es nahe, dass Ourchild als Bündnspartner von Weimar hilft! als erstes bei Pastor John anfragte, wie der Tsunami hier gewütet hat und wo jetzt Hilfe am nötigsten ist. Mamallapuram selbst ist relativ glimpflich davongekommen. Es liegt zwar auch direkt am Meer, doch erstreckt es sich auf einigen flachen Hügeln, an die das Wasser nicht herankam. Trotzdem war Pater John am 26.12.2004 mit 70 Kindern zu Fuß neun Kilometer ins Landesinnere geflohen. Aus Angst, die nächste Welle könne doch noch höher kommen.

Insgesamt gab es vier Wellen. Sie entwickelten solche Wucht, dass die erste Hausreihe in den Fischerdörfern komplett verschwand. In der zweiten Reihe sieht man zumindest noch, wo ein Haus gestanden hatte, erst in der dritten Reihe lohnt wohl eine Sanierung. Viele Fischer haben aber noch Angst, an die alten Orte zurückzugehen. Zumal haben sie fast alle ihre Erwerbsgrundlage verloren: Die Boote und Netze lagen direkt am Wasser. Wer an jenem Sonntag nicht gerade weit draußen auf See war, dessen Boot wurde ein leichtes Opfer der Flut. Pastor John kaufte gleich Anfang Januar Reis und Kochgeschirr, Strohmatten und Planen, um erste Nothilfe zu leisten. Doch der eigentlich metaphorische Grundsatz der Nothilfe wird in den Fischerdörfern besonders plastisch: Der Hungernde braucht keinen Fisch, sondern ein Netz und ein Boot, damit er sich Fische fangen kann. Und Pastor John rechnet vor: Ein Netz kostet 8.000 Rupien, das sind 150 Euro, ein Boot kostet etwa 800 bis 1.500 Euro. Und weiter: “Der Ausbau des Kinderheimes ist jetzt nicht vordringlich. Wenn die Fischer nicht bald wieder wirtschaftlich auf die Beine kommen, müssen wir noch viel mehr Kinder aus zerrütteten Familien aufnehmen.”

Der evangelische Pastor John kennt sich offenbar aus im Fischfang. Die in Kokilamaede anzutreffenden Fischer bestätigen die Probleme. Ein paar Netze wären ein guter Anfang, denn einige Boote waren auf dem Meer, als die Flut kam, andere konnten repariert werden. “Wenn wir kein Geld verdienen, wie sollen wir dann unsere Hütten wieder aufbauen?”, fragt Ramesh, einer der Wortführer in dem Ort.

12.2.2005: Die Beschaffung von Informationen vor Ort ist wohl das Schwierigste überhaupt, wenn man helfen will. Unser Ziel ist ja, mit dem Geld der Spender aus Weimar und dem Weimarer Land so viel wie möglich Nutzen zu stiften. Wir kennen sie alle, die Berichte über völlig unnötige Lieferungen und Verschwendungen bei Hilfseinsätzen. Und auch diese Katastrophe wird von diesen Berichten nicht verschont bleiben: Wir sahen zum Beispiel ein Flüchtlingslager südlich von Mamallapuram, in dem stehen mehrere Reihen Hütten aus brauner Wellpappe auf einem Betonfundament. Sogar elektrisches Licht gibt es in ihnen. Und doch wurde uns gesagt, dass die Betroffenen lieber in ihren Notzelten aus den ersten Tagen bleiben, in den man nicht einmal stehen kann. Die neuen, von der Regierung aufgestellten Hütten, seien zu heiß, sie heizen sich durch ihre braune Farbe zu sehr auf. Anderes Beispiel: Eine deutsche Kleinstadt hat Fischerboote gesponsert. Die stehen jetzt unbenutzt am Strand, da offenbar niemand an die Außenbordmotoren gedacht hatte.

Deshalb machen auch wir uns ständig unbeliebt mit unseren Fragen, Nachfragen und mit unserer Suche nach der zweiten und dritten Meinung zu unseren Fragen. Was ist jetzt wirklich das Wichtigste? Diese Frage ist noch einfach, doch was ist in zwei, sechs oder zwölf Monaten das Wichtigste? Dazu müssen – so denken wir – die Betroffenen selbst mitbestimmen. Doch sind sie dazu überhaupt in der Lage? Wer kann in der jetzigen Situation so etwas wie einen regionalen Wiederaufbauplan aufstellen? Und dann auch noch umsetzen? So muss zum Beispiel die Kernfrage beantwortet werden, ob die zerstörten Dörfer wieder aufgebaut werden sollen oder ob sie in einen Kilometer ins Landesinnere verlegt werden sollen.

Und noch weiter gedacht: Wie gelingt es, die jetzige Katastrophe als Anlass zu begreifen, um gegen die auch vorher so oft anzutreffende Armut und Perspektivlosigkeit anzukämpfen? Denn eines stellt sich immer mehr heraus und wurde kürzlich auch von den Fachleuten der Asiatischen Entwicklungsbank bestätigt: Volkswirtschaftlich gesehen ist der Tsunami kein wirklich großes Problem für die Region. Individuell betrachtet leiden jedoch unter der Flut vor allem die Ärmsten der Armen.

Bisher haben wir kein Rezept, wir sind aber auch erst drei Tage hier und es stehen noch einige Termine aus.

13.2.2005: Sonntag ist der Tag des Herrn, und immerhin sind wir in einem evangelischen Waisenhaus untergekommen, da wollen wir ausführlicher darüber berichten. Eigentlich ist es nicht ausschließlich ein Waisenhaus, immerhin leben hier unter den 55 Kindern auch etliche, die noch ein oder zwei Eltern haben, aber zum Beispiel aus zerrütteten Familien stammen. Alkoholismus ist auch hier eines der großen Probleme. Für dieses Haus vermittelt das Kinderhilfswerk OURCHILD aus Bad Sulza Patenschaften, um den regelmäßigen Geldbedarf zu decken. Aber das Haus ist nicht nur Kinderheim, auch Witwen werden hier unterstützt und bekommen eine neunmonatige Ausbildung zur Näherin, denn Frauen ohne Mann sind in Indien ohne Hilfe besonders chancenlos.

Am Sonntag gibt es auch in Indien keine Schule, aber trotzdem brauchen sich die Kinder nicht zu langweilen. Der Gottesdienst dauert drei Stunden am Vormittag und findet seine Fortsetzung am Nachmittag. Da wird viel gesungen und der Herr gepriesen, leider verstehen wir nichts, denn alles ist auf Tamil, der südindischen Landessprache. Überhaupt ist das mit dem Englischen hier so eine Sache: Bevor wir herkamen dachten wir, dass hier dieses indisch ausgesprochene Englisch fast wie eine zweite Amtssprache sei, doch da lagen wir weit daneben. Tamil zu lernen ist für Ausländer ziemlich aussichtslos, da es auch ganz eigene Schriftzeichen hat. Wenn dann aber doch mal jemand verständliches Englisch spricht, dann sind wir regelrecht gierig darauf, mit ihm oder ihr unsere vielen Fragen zum Land und zur Tsunami-Hilfe zu besprechen. In der Regel sind das dann auch diejenigen, die insgesamt gebildeter sind, bessere Berufe und höhere Einkommen haben. So zeigt es sich wieder und wieder, dass Bildung die beste Armuts-Prävention ist. Es gibt ein zwölfklassiges Schulsystem mit staatlichen und privaten Schulen, allerdings scheint die Pädagogik sehr rückständig zu sein. Stupides Auswendiglernen, merkwürdige Lehrmethoden und ein allseits präsenter Rohrstock prägen das Bild. Körperliche Züchtigung gehöre, so wird uns erklärt, sogar laut Gesetz zum Repertoire des Pädagogen, um die Schüler auf den rechten Weg zu lenken. Es gibt Schuluniformen und Schulgeld (2,50 Euro pro Monat), und so kommt es auch, dass nicht alle Eltern ihre Kinder zur Schule schicken können. Das Schulgeld für englischsprachige Privatschulen ist etwa doppelt so hoch wie für normale Schulen, die Bildung ist also in hohem Maß vom Einkommen der Eltern abhängig. Indien hat, so sagt man uns, eine Analphabetenquote von etwa 40 Prozent, 34 Prozent der Bevölkerung gelten nach den Maßstäben der Weltbank als arm, sie müssen mit einem Dollar (0,78 Euro) oder weniger am Tag auskommen.

Auch Pastor John hat den Zusammenhang zwischen Bildung und Armut erkannt und begleitet und finanziert deshalb “seine” Kinder möglichst bis zum Ende einer Ausbildung - und sei diese auf der Universität. Leider schaffen das viel zu wenige, zur Zeit sind es drei. Aber immerhin denkt er jetzt darüber nach, für die im Herbst zur Schule kommenden Kinder eine bessere Schule zu finanzieren. Ein größeres Geschenk könnte er den Kindern kaum machen.

Ansonsten ist es hier genauso unromantisch, wie man es von einem Kinderheim erwartet. Pädagogische Neuerungen kommen kaum von den Erzieherinnen mit ihren 40 Euro Monatsgehalt sondern eher von der deutschen Praktikantin, die uns auch bei unserer Recherche unschätzbare Dienste leistet. Spielende Kinder sehen wir selten, aber in einer Reihe anstehen und still sein können sie sehr gut. Jedes Kind hat eine bunte Blechkiste mit seinen Habseligkeiten, dazu gehört auch die Kleidung und vielleicht ein zweites Paar Schuhe. Im Schlafsaal stehen keine Betten denn in Indien ist es üblich, auf einer Strohmatte auf dem Boden zu schlafen. So ist der Raum gleichzeitig Speise- und Hausarbeitenraum. Die Kinder freuen sich über Bonbons und Kugelschreiber, die Mädchen auch über Haargummis und die Jungen über Cricket-Schläger. Hinter dem Heim ist ein Grundstück, das in der Regenzeit im Herbst unter Wasser steht, jetzt eignet es sich jedoch gut für diesen Nationalsport. Die Wiese ist mit Bergen von Müll übersät, es gebe keine öffentliche Müllentsorgung, wird uns erklärt, und so werde alles irgendwo hingeschmissen. Immer wieder gibt es kleine Feuer und die Gegend stinkt dann nach verbranntem Plastik. So auch am Tag des Herrn. “Wir wissen, dass das krebserregend ist, aber was sollen wir machen”, sagt uns Julie, die Tochter des Pastors, eine studierte Zoologin im Babyjahr. Das jüngste Kind im Waisenhaus ist übrigens erst drei Monate, es war irgendwo gefunden und dann ins Heim gebracht worden. Wir hoffen, dass es jetzt eine kinderlose Mitarbeiterin adoptieren wird.

14.2.2005 Pastor John bat uns, wir sollten noch in ein “wirklich armes” Dorf fahren, um mit einem Teil des bereits auf dem Spendenkonto eingegangenen Geldes aus Weimar und dem Weimarer Land bedürftigen Menschen zu helfen. Dazu sollten wir eine halbe Tonne Reis kaufen, in Tüten zu 5 Kilo füllen und dort verteilen. Wir waren skeptisch, dass dieses Grundnahrungsmittel in einer Region, die vom Reisanbau lebt, tatsächlich notwendig ist, ließen uns aber gern aufklären. Wenn schon, denn schon, sagten wir, geben wir 500 Euro aus und wollen aber auch die hier so beliebten Linsen mitnehmen, und etwas Gemüse, damit die Menschen ein gutes Curry kochen können. Und Saris, die bunten indischen Tücher für Frauen, die die Armut ein bisschen vergessen lassen.

Der Weg war beschwerlich, die Schlaglöcher wurden immer größer und hin und wieder kreuzte ein kleiner Affe unseren Weg. Am Ende der Straße wartete schon eine große Menschenmenge auf uns, das ganze Dorf war gekommen. Für uns hatte man ein kleines Sonnendach gezimmert und darunter die wahrscheinlich einzigen Stühle des Dorfes aufgebaut. Als erstes bekamen wir jeder eine Kette aus duftenden Jasminblüten um den Hals gehängt und sollten dann auf der Tribüne Platz nehmen. Ein kleiner Junge sang ein Lied.

Wir waren fast überfordert damit, die Grüße aus Weimar zu übermitteln. Nach der Übersetzung eines jeden Satzes gab es Applaus. Dann verteilten wir unsere Geschenke. Der Dorfsprecher las die Namen von einer Liste vor und jeder kam nach vorn und holte sich von Alexandra das Päckchen ab. Es waren herzzerreißende Szenen, bei denen wir am liebsten in den Boden versunken wären oder uns hinter der nächsten Strohhütte versteckt hätten. Thomas war ganz froh, als dann bald die Sonne unterging und er nicht mehr filmen konnte bzw. musste. Besonders schlimm wurde es, als wir die unterwegs noch schnell gekauften Bonbons und die fettigen Blätterteigteilchen für die Kinder herausholten. Wir hatten zu wenig mit und die Kinder ahnten das…

Ein Vater zeigte mir seine Tochter, und ich verstand seinen Stolz, denn sie war nicht viel älter als meine eigene. Auf meinem Arm hatte sie dann aber doch Angst vor dem weißen Mann und mein Hemd war hinterher nass. Und immer wieder kamen Menschen und baten darum, von uns fotografiert oder gefilmt zu werden. Einfach so, ohne, wie sonst, hinterher Geld zu erbitten.

Wir machten noch einen Rundgang durch das Dorf, sahen noch einige der kleinen Hütten. Sie bestehen aus geflochtenen Matten aus Palmblättern, die auf ein Gerüst aus dünnen langen Ästen montiert sind. Ein Raum von vielleicht 15 Quadratmetern für die ganze Familie zum Kochen, Schlafen, Leben. Alle Generationen zusammen. Hier und da laufen ein paar Hühner und Enten, das elektrische Licht wirkt schon anachronistisch.

Auf der Rückfahrt waren wir alle ziemlich benommen. Wir sahen einen großen Mähdrescher und Julie, die studierte Tochter des Pastors, half uns, die Dinge einzuordnen. Die ganze Gegend gehört einem einzigen Großgrundbesitzer, der aus den Dörfern seine Tagelöhner rekrutiert. Nun sucht er offenbar Anschluss an die globalisierte Landwirtschaft und hat die ersten Mähdrescher gekauft. Die jedoch mähen in der Stunde fast so viel wie sonst alle Familien unseres Dorfes in einer Woche. Was bleibt ist Arbeitslosigkeit. Und echte Armut.

Was sollen wir tun? Eine solche Aktion kann man nicht jede Woche wiederholen. Wie können wir Einkommensmöglichkeiten schaffen? Eine Kuh vielleicht für jede Familie? Sollten wir das Schulgeld für die Kinder übernehmen, damit sie auch wirklich zur Schule gehen und vielleicht irgendwann dem Elend entfliehen können? Sollten wir Wasserleitungen finanzieren? Dieses Dorf war übrigens von der Flut nur mittelbar betroffen. Die Einwohner sind zwar geflohen, aber das war reine Vorsicht. Doch nach solch einem Tag kommt es uns auf solche Details nicht mehr an.

15.2.2005 Dienstag war der letzte Tag unseres Aufenthaltes in Mamallapuram in Südindien. Wieder versuchten wir herauszufinden, wo und wie wir am besten mit den Spenden der Menschen aus Weimar und dem Weimarer Land helfen können.

Mamallapuram gehört wie Weimar zum UNESCO-Weltkulturerbe. Vom 5. bis 7. Jahrhundert war die Stadt Zentrum der Pallava-Dynastie. Diese ließ hier die bedeutendendsten Architekten der damaligen Zeit aufbieten und über die ganze Stadt verstreut Tempel, Reliefs und Skulpturen aus blankem Felsen hauen. Die Stadt lebt somit zu einem großen Teil vom Tourismus. Seit dem Tsunami kommen jedoch kaum noch Gäste. Die Händler, Fremdenführer, Hoteliers - und auch die Bettler klagen darüber, dass die Flut somit auch einen erheblichen Vertrauensschaden verursacht hat.

Wir hatten den Eindruck, dass sich neben uns bereits einige andere Organisationen und Privatpersonen um die Fischer der Gegend kümmern. Somit war es unser Anliegen, mit einem Teil des bereits mitgebrachten Geldes auch diejenigen zu bedenken, die nicht in den Medien auftauchen, weil sie auch schon vor der Flut unbeschreiblich arm waren. Nun leiden sie unter den indirekten Folgen der Katastrophe, darunter, dass kaum noch Geld in die Stadt kommt. Wir fuhren in eine Siedlung von Strohhütten und brachten wieder ein paar Lebensmittel mit. Die Siedlung, man kann sie ohne Umschweife als Slum bezeichnen, entstand vor zehn Jahren, und vor fünf Jahren hat die Stadtverwaltung ein direkt daneben liegendes Grundstück zur städtischen Müllhalde erklärt. Gleich daneben ist ein mit Müll übersäter Tümpel, in den die Abwässer der Stadt geleitet werden. Natürlich wurde uns auch hier gesagt, dass die Kinder selten bis gar nicht zur Schule geschickt werden, weil sich die Eltern das Schulgeld und die Schuluniform nicht leisten können. Auch hier wurden wir wieder unglaublich freundlich empfangen.

Wasser und Abwasser sind übrigens ein ganz zentrales Thema in der Region. Indien wird gern als der grüne Subkontinent bezeichnet. Wenn man in der richtigen Jahreszeit kommt, also im Herbst, wenn es gerade regnet, dann ist zumindest der Süden teilweise richtig grün. Jetzt im Februar sind es nur noch die jungen Reisfelder, ansonsten ist es bereits mächtig trocken und mit 30 Grad für uns schon recht heiß. Überall ist es staubig, man möchte sich ständig duschen, und das nicht nur wegen der Hitze. Nach offiziellen Statistiken sind gerade mal drei Prozent des Landes bewaldet seien, die wenigen Regenfälle fließen deshalb schnell ins Meer, der Grundwasserspiegel sinkt seit 20 Jahren. Bei der Flut gab es in den Gebieten, deren Küsten bewaldet sind, kaum größere Schäden. Die Regierung des Bundesstaates hat deshalb eine Initiative auf den Weg gebracht, um wieder mehr Wald an den Küsten zu pflanzen. Ein hoher städtischer Beamter prophezeite uns aber, dass das sicher, wie so oft, im Sande verlaufen würde, weil es am Geld und am politischen Wille scheitert.

 

[Weimar hilft!] [Archiv] [Erster Bericht] [Bericht der Partner] [Medienecho] [Fotos] [Weimar handelt.] [Impressum]